NEUE ESSRÄUME
Slow Interior+Architecture: Nachhaltige Essräume für die Gemeinschaft und das Seminarhaus „Schloss Tempelhof“
Ein Traum ist wahr geworden! Entstanden ist ein ökologisches, sinnliches und imposantes Rondell zum heimisch Fühlen und Genießen mit viel Liebe zum Detail.
Der Auftrag von Kali Co-Creation bestand darin, einen „Genusstempel“ für die Lebensgemeinschaft und das Seminarhaus „Schloss Tempelhof“ auszustatten. Das Gebäude sollte den Werten und Visionen der nachhaltigen Lebensgemeinschaft entsprechen und gleichzeitig ein Fest der Sinne für die selbst angebaute und zubereitete Nahrung sein. Es wurde bewusst ein sehr sinnliches und weiblich wirkendes Gebäude geschaffen. Die Form des Gebäudes ist ein Rondell und symbolisiert für uns den Bauch, das nährende, die wohlige Rundung der Mutter Erde. Unsere Farbwahl lehnt sich mit bordeaux/lila Tönen und gold/orange Tönen an Buddhistische Traditionen an und harmoniert mit den erdigen Lehmfarben und dem vielen sichtbaren Holz im Dach. Es handelt sich um einen Vollholzbau mit höchstem ökologischen Standard.
Anne Lorenz war von Anfang an dabei als Teil des fünfköpfigen Bauherr:innenteams und für die Architektur mitverantwortlich. Iris Viktoria Münch kam später für die Innenarchitektur und Farbgestaltung dazu.
Vollendet: Juni 2021
DER BUFFETRAUM
Dieser imposante Raum ist gerundet mit der vielleicht längsten gebogenen Lehmwand Deutschlands! Das mit Kalkglätte bearbeitete Buffet ist abgeschlossen mit einer Ahornplatte, wie in alten Wirtshäusern. Diese kann problemlos nachgeschliffen und geölt werden, wenn dies erforderlich ist. Durch das Ölen der Oberflächen entsteht eine schöne Patina, die die Materialien in ihrer Wertigkeit und Natürlichkeit sehr gut zur Geltung kommen lässt. Der Boden ist aus gegossenem Estrich, der mit Pigmenten eingefärbt ist, um ihm einen warmen, erdigen Braunton zu geben.
Das Second Hand Salatbuffet haben wir upgecycelt mit marokkanischen Kacheln und Ahornplatten, so dass es nun ein wunderbarer Blickfang beim Eintreten ist.
Besonders reizvoll ist die mobile Zwischenwand, die Gästebereich und Gemeinschaft trennt. Um ein großes Fest zu feiern, können alle Elemente wegerollt werden, so dass der Raum in seiner ganzen Länge genutzt werden kann. Die Zwischenwand besteht aus antiken Türen und einem original Dinkelsbühler Fenster, in dem orangefarbene Scheinwerferfilter für leicht transparenten Sichtschutz sorgen. So kann man sich noch sehen und ist doch räumlich getrennt. Praktisch in Zeiten von Corona!
Sehr schön ist der Blick in die Großküche, in der das Essen vorbereitet wird und man die Köche grüßen kann. „Wer den Koch kennt, braucht vor dem Essen nicht zu beten“ irisches Sprichwort.




DER DINER
Naja, etwas edler als ein Diner ist dieser Raum schon mit seinen bildschönen antiken Tischen und den eigens für den Raum angefertigten Kürbisleuchten, die in unserem Shop zu erwerben sind. Sie sind von Innen vergoldet und geben ein zauberhaftes Licht. Dank Akustikplatten an der Decke, einer niedrigen Deckenhöhe, sowie vielen Polstern ist dieser Raum sehr angenehm zum Essen und für Unterhaltungen. Die lava-farbene Lehmfarbe von „Volvox“ und der renovierte Parkettboden geben dem Raum einen warmen Wohlfühl-Charakter. Die Eichenbank, die sich komplett um den Raum zieht, lädt zum Entspannen ein. Früher beendete dieser Raum das Gebäude, nun steht er in der Mitte. Der Blick in den Buffetraum und auf die Gäste macht Spass, vor allem bei der Vielfalt von Leuchten, die den Raum immer wieder unterschiedlich in Szene setzen.
Ein besonderer Designclou: Zum Feiern werden die Kürbisleuchten an kleinen Messinghaken an die Wand gehängt und die Tische kurzerhand in einen der anderen Speiseräume gebracht. So entsteht eine wunderbare Tanzfläche!




DIE GARDEROBE
Hier ist sehr gut zu sehen, wie spannend eine Wand wirkt, wenn man unterschiedliche Untergründe und Farben benutzt. Zwei Wände sind ungestrichen und blieben Lehmputz natur. Die zweite ist Sanierputz natur, die vierte ist mit „Volvox“ Lehmfarbe im Ton Lavendel gestrichen. Das macht den kleinen Raum dynamisch. Ein antiker Spiegel gibt dem Ganzen Klasse und die Wasserrohre als Garderobenstange lenken das Interesse auf sich.
Kommt man von Außen auf die Garderobe zukommt schleichen sich noch zwei weitere Töne ins Blickfeld: Das Gelb der gebogenen Lehmwand, ein Lehmputz ohne Anstrich, diesmal getönt mit gelbem Pigment. Und die Türlaibungen in mandarinfarbener Biolasur von „Livos“. Sie verleihen dem Gebäude etwas sommerlich Frisches.




DIE LOUNGE
Ein besonderes Feature ist die Decke des Raums: Eine alte Betondecke mit jeder Menge Spuren und Zeichnung ihrer ursprünglichen Nutzung als Büroraum einer Großküche aus den 70’ger Jahren. Hier haben wir in einer Arbeitsaktion mit den Genoss:innen goldene ‚Blubs’ hergestellt aus verschiedenen Schichten Holz, Filz und Baumwollwatte, überzogen mit goldenem Lycra! Diese Mini Akustikelemente sehen nicht nur wunderschön aus, sie werten die alte Decke auf, ohne sie zu verdecken, denn es ist uns wichtig, das Bestehende zu würdigen und kreativ aufzugreifen in unserer Gestaltung.
Die Lounge ist sehr beliebt als Pausenraum bei den Mitarbeiter:innen der Küche. Sie besteht aus einem langen Sofa, das um zwei Ecken verläuft und viel Raum für Gespräche und Entspannung bietet. Das Sofa ist so gestaltet, dass ein Umlauf aus dunklem Holz oben abschließt, auf dem man seine Tasse abstellen kann. Die Mitte des Raumes bedeckt ein flachgewebter Wollteppich in passendem Farbton, der ebenfalls zum gemütlichen Sitzen einlädt.




DIE SPEISESÄLE
Die drei unterschiedlich großen Speisesäle wurden bewusst einheitlich gestaltet, damit sie für größere Veranstaltungen und Feste verbunden werden können. Das Mobiliar der Gemeinschaft sollte hier wieder verwendet werden. Die Eichentische sind umgebaut, um sie leichter und anmutiger zu machen. Die Klappstühle wurden mit Filzauflagen bezogen, die man problemlos abnehmen und waschen kann. Die größte Herausforderung war in diesen sehr hohen und gebogenen Räumen die Akustik so in den Griff zu bekommen, dass die Mittagspause zu einem entspannenden Ereignis wird. Ein besonderes Highlight sind die von „kali co-creation“ entworfenen Akustik Schiebetüren, die zwei der drei Räume miteinander verbinden und gleichzeitig den Geräuschpegel in den Räumen erheblich senken. Die Türelemente sind in einer von uns angeleiteten Arbeitsaktion mit Filz und Wollwalk bezogen worden. Zusätzlich haben wir noch große Wollfilzscheiben unter der Decke montiert und die Tischunterseiten ebenfalls mit Wollfilz bekleidet, so dass kein Stühlescharren zu hören ist. Das Ergebnis kann sich hören lassen!
Ein Hingucker sind die Kristalllampen aus der Lampenmanufaktur „Alte Leuchten“ von Maria Keil. Jede Lampe ist ein Unikat, gefertigt aus alten Kristallobstschalen.
Die Kirschfunierleuchten an den Wänden sind ebenfalls ein Entwurf von „kali co-creation“ in Zusammenarbeit mit Michael Triefenbach und wurden in einer Gemeinschaftsaktion hergestellt.
Last but not least ist das wunderschöne Fischgrätparkett aus Eiche zu erwähnen. Es verläuft in einem interessanten Winkel und verleiht den Räumen auf natürliche Art und Weise eine herrschaftliche Ausstrahlung.




DIE TERRASSE
Die große, wunderschön gebogene Holzterasse schließt direkt an die drei Speisesäle an und kann von Innen betreten werden. Durch den weit auskragenden Dachüberstand sitzt man auch während es regnet im Trockenen und ist mittags angenehm beschattet. Am Abend kann dort im warmen Sonnenlicht der Abend eingeläutet werden.
Das Mobiliar wurde von der Gemeinschaft übernommen.




DIE WC´S
100% ökologisch, nachhaltig und atmungsaktive WC-räume auf kleinstem Platz. Die Spritzwasserzonen sind mit Kalkglätte bezogen, eingefärbt in einem traumhaften Farbton, der zwischen anthrazit und violett changiert und sehr lebendig wirkt. Die Wände und Decken sind mit Sumpfkalkfarbe gestrichen in einer dynamischen Auftragsweise, bei der die Pinselspuren erkenntlich bleiben. Beides wurde unter unserer Anleitung von einem Laienteam ausgeführt. Selbstgegossene Stuckelemente verzieren den Raum und verdecken unansehnliche Stromanschlussbuchsen.
Edel wirken die waagerechten Abschlüsse der Wände und Fensterbretter aus massiver Eiche. Die von Hand gepinselte goldene Linie verleiht dem Ganzen einen individuellen Touch.



